Regional?
Regionale Lebensmittel sind im Trend, teilweise beliebter als Bio und manchmal auch teurer.
– Der Begriff „Region“ ist gesetzlich nicht geschützt. Beim Einkauf regionaler Lebensmittel ist es deshalb ratsam, immer genau zu fragen, wofür die Angabe „regional“ steht.
– Wer saisonale Lebensmittel aus der Region kauft, bekommt nicht nur besondere Frische und Geschmack, sondern unterstützt die lokalen Produzenten und tut zugleich etwas für den Klima- und Umweltschutz.
– Vorsicht: Nicht von unbestimmten Werbebegriffen wie „aus der Region“ oder „von hier“ täuschen lassen!
– Empfehlung: Auf konkrete Regionsangaben wie Rheinland, Uckermark oder Markgräflerland achten, sich an den Angaben im Regionalfenster orientieren oder direkt beim Bauern kaufen.

Regionalmarken von Herstellern sind als Orientierung für den regionalen Einkauf nicht geeignet. Hersteller können Herkunftsangaben als eigenständige Marke registrieren und schützen zu lassen, ohne dass die regionale Herkunft der Rohstoffe bzw. Zutaten oder die regionale Verarbeitung garantiert sein müssen. Produkt- oder Verkehrsbezeichnungen mit Orts- oder Regionsbezug wie etwa „Eifler Brot“ oder „Düsselthaler Brot“ oder die Namen regionaltypischer Rezepte werden häufig verwendet, ohne dass die Rohstoffe aus der genannten Region stammen.
Quelle: Verbraucherzentrale
Zu diesem Thema habe ich zwei fast unglaubliche Erfahrungsberichte!
Bericht 1:
Vor einigen Jahren haben wir im Citti-Grossmarkt-Lübeck etwas eingekauft. Dort war ein kleiner, mobiler Werbestand mit einer netten Verkäuferin der Marke „Unser Norden“ aufgebaut. Von den vielen Produkten fiel mir eins sofort ins Auge: Rapshonig. Dieser hatte allerdings die Farbe hellgelb. Unser eigener Rapshonig war immer schneeweiß. Ich fragte kurz nach; woher der Honig kommt und warum er so gelblich ist. Die Antwort: „Der kommt aus unserem Norden!“ Ich griff zu dem Glas, drehte es und schaute auf’s Etikett… Brasilien! Nun faselte die Verkäuferin etwas von „Verpackt in Schleswig-Holstein“, aber überzeugen konnte sie mich nicht mehr. Nach kurzer Recherche fand ich auch schon mehrere Einträge im Internet: Die meisten Produkte kommen gar nicht aus dem Schleswig-Holstein, Niedersachsen oder Mecklenburg.
Leider suggeriert der Name sowie das schöne Bild mit dem Leuchtturm und den Möwen, das es sich ausschliesslich um Produkte aus Deutschlands Norden handelt.
Es ist unglaublich, dass Firmen so etwas machen. Bei diesem Beispiel steht nicht der Brasilianische Honig im Mittelpunkt, es ist die Verpackung. Es ist die Verpackung sogar, für die die Käufer bereit sind mehr Geld zu bezahlen.
Mein Vorschlag an die lieben Werbestrategen von der Marke „Unser Norden“:
Füllt in das Honigglas mit den Möwen auch Honig aus Norddeutschland und nehmt einen Euro mehr. Für den Rapshonig aus Brasilien wäre ein anderes Etikett vorne besser. Vielleicht ein Brasilianisches Tanzpaar zum Karneval in Rio, schön bunt und das Glas einen Euro günstiger. Unterm Stich gleicher Gewinn aber ehrlicher ツ.
Bericht 2: (Der hier hat es in sich!)
Unerwarteter Besuch hatte sich im Herbst 2015 bei uns eingestellt. Ein Vertreter vom Großhandelsriesen Transgourmet (Coop) war an unseren alten Tomatensorten interessiert. Mein Bruder und ich waren neugierig und haben den Vertreter nach der Betriebsbesichtigung Fragen gestellt und aufmerksam zugehört. Nur zugehört, Fragen gestellt und keinen Kommentar abgegeben! Sofort nach diesem Gespräch haben wir beide das soeben Gehörte notiert. Schliesslich waren wir gerade Zeuge von einem unglaublichen Gespräch mit einem Vertreter eines Lebensmittel-Großhandelsimperiums.
Hier die Highlights! (Sie stimmen nahezu wortwörtlich!)
Der Vertreter begann: „Bioland oder Demeter ist uns nicht wichtig, wir sind besser als Bio. Wir machen mit ausgewählten Betrieben die Marke „Ursprung“. Regionale Spezialitäten, natürlich und nachhaltig.“
Lutz Unverhau: „Wie können wir ein so großes Unternehmen regional versorgen?“
Der Vertreter: „Wir brauchen nur ein paar Aushängeschilder, die Masse kommt doch aus dem Ausland. Das ist ja auch allgemein bekannt.“
Tim Unverhau: „Wie geht das Nachhaltig, wenn ihnen Bio egal ist.“
Der Vertreter: „Da haben wir eine ganze Abteilung, die sich mit solchen Fragen beschäftigt. Statt 5er BMW Firmenwagen nur noch 3er BMW Firmenwagen, das ist für uns nachhaltig. Unsere LKW’s dürfen nicht schneller als 90km/h auf der Autobahn fahren, auch das ist für uns nachhaltig.“
Lutz Unverhau: „Wir arbeiten sehr ordentlich was unsere Ernte angeht. Die Rübchen werden z.B. gut gewaschen und geputzt bevor wir sie ausliefern. Wird dieser höhere Aufwand auch entsprechend brücksichtigt?“
Der Vertreter: „Grundsätzlich müssen wir auf günstige Einkaufspreise achten. Da haben wir aber Leute, die ihnen entsprechend Vorgaben machen. Dann werden die Rübchen eben nicht mehr gewaschen.“
Tim Unverhau: „Können Sie etwas über den Bestellvorgang und Abholvorgang sagen?“
Der Vertreter: „Sie geben uns die Erntemengen durch. Wir bieten diese unseren Kunden an. Nur was wir verkaufen können, bestellen wir dann auch. So tragen wir selbst kein Risiko.“
An diesem Tage haben wir erfahren, dass die Erzeuger ganz unten in der Lebensmittelhandelskette stehen. Für euch als Verbraucher ist die Aussage nach der Regionalität wichtig: Solche Handelsriesen dürfen das per Gesetz zwar so machen, sie sind aber nicht ehrlich zu den Kunden. Sie schöpfen lediglich sämtliche rechtliche Möglichkeiten aus um euch zu blenden.
Eigentlich kennen fast alle die Wahrheit. Einige von uns ändern ihr Konsumverhalten, andere nehmen die blendenden Aussagen einiger Industrieunternehmen wie in diesem Beispiel als „Entschuldigung“. Und von einigen kommt auch mal gerne diese Bemerkung: „Ich kauf kein Bio, die betrügen doch sowieso alle!“ Gut, solche Menschen laufen nicht „geblendet“ durch die Welt, sondern „blind“.
Unsere Kinder gehen auf die Straße: Friday’s for Future.
An dieser Stelle oute ich mich als Greta Thunberg Fan. Ich finde es toll, was dieses Mädchen macht. Ich möchte auch meinen Teil dazu beitragen, die Welt ein bisschen besser zu machen. Schliesslich habe auch ich Kinder.

Unser Großhändler Marker aus Hamburg holt Kleverhof-Tomatenspezialitäten für ein Ostseerestaurant ab. Hier funktioniert Regionalität noch ツ. Die Einwegkisten verwenden wir übrigens mehrfach!
Wie sind deine Erfahrungen zu regionalen Produkten? Würdest du ehrliches Marketing auch belohnen?